LuettelGo


Die versteckte Kapelle



Von 1794-1814 gehörte Lüttelforst zu Frankreich. Zunächst zur Französischen Republik und ab 1804 zum napoleonischen Kaiserreich. Vor allem die Zeit unter der Herrschaft der Revolutionstruppen von 1794-1804 ging für die Lüttelforster mit schwerwiegenden Veränderungen einher: Französisch wurde die Amtssprache, anstelle der alten Zeitrechnung trat der Revolutionskalender und wie in Frankreich wurde eine Dechristianisierung durchgeführt. Folglich wurden alle öffentlichen kirchlichen Zeichen verboten. Auf Friedhöfen und Kirchtürmen mussten die Kreuze abgenommen werden. Prozessionen und Wallfahrten sowie alle anderen gottesdienstlichen Handlungen außerhalb der Kirche wurden untersagt und die Priester durften ihre Häuser nur noch in Zivilkleidung verlassen. Noch härter als die Lüttelforster, die zur damaligen Zeit zum Département de la Roer gehörten, traf es die Niederkrüchtener, die dem Département Meuse Inférieure zugeteilt worden waren, in dem sowohl Messfeiern als auch Religionsausübung generell verboten waren. Um ihre Messen dennoch weiter feiern zu können, versammelten sich die Niederkrüchtener heimlich auf Lüttelforster Gebiet. In einer Scheune auf dem Lousberg (heute Hausnummer 343a) wurde eine Kapelle eingerichtet. In den Aufzeichnungen der Waldnieler Bruderschaft heißt es darüber: ist auff dem Spanischen* [...] den Kirchendient verboten haben die Krüchtener auff dem Loßberg in eine Scheur ihren Kirchendienst gehalten. Das beigefügte Foto zeigt den Messkelch und die Versehlaterne** der Scheunenkapelle.

* Mit auff dem Spanischen ist hier die Niederkrüchtener Schwalmseite gemeint. Mit dem Ursprung dieser Namensbezeichnung beschäftigt sich der Punkt Die spanische Seite der Schwalm.

** Eine Versehlaterne ist eine Laterne, die der Priester früher bei sich trug, wenn er einen schwer Kranken mit der Sterbekommunion oder der letzten Ölung versah.